Krupp-Konzern

Krupp-Konzern
Krụpp-Konzern,
 
führender Konzern der Investitionsgüterindustrie; Sitz: Essen; hervorgegangen aus der von Friedrich Krupp (* 1787, ✝ 1826) 1811 gegründeten Gussstahlfabrik; sie wurde von seinem ältesten Sohn Alfred (* 1812, ✝ 1887) zur größten Gussstahlfabrik der Erde ausgebaut. Weltruf erlangte das Unternehmen durch die Herstellung von hochwertigem Tiegelgussstahl, auch in großen Blöcken (1851: 4 300 Pfund), der zu Walzen (1830), Eisenbahnachsen (1848), nahtlosen Eisenbahnreifen (1853), Kanonen und Geschützrohren (in größerem Umfang seit 1859) verarbeitet wurde. Das Bessemer-Verfahren führte der Konzern als Erster auf dem europäischen Festland (1862) ein. Auch auf sozialpolitischem Gebiet war A. Krupp durch die Errichtung von neuartigen Wohlfahrtseinrichtungen richtungweisend (Krankenkasse 1836; Pensionskasse 1855; Werkswohnungen seit 1861; Konsumanstalt 1868; Krankenhaus 1872). Nach dem Tod A. Krupps übernahm sein Sohn Friedrich Alfred (* 1854, ✝ 1902) das Unternehmen, das durch die Übernahme des Grusonwerkes (1893) und der Germaniawerft (1902) sowie durch die Errichtung eines modernen Hüttenwerkes in Duisburg-Rheinhausen (»Fried.-Alfred-Hütte«, 1897) erweitert wurde. Seine älteste Tochter, Bertha (* 1886, ✝ 1957), wurde Erbin; sie heiratete (1906) Gustav von Bohlen und Halbach (* 1870, ✝ 1950), dem der Name Krupp von Bohlen und Halbach verliehen wurde. 1903 wurde das Unternehmen in eine AG (im Besitz der Erbin), 1943 wieder in eine Einzelfirma umgewandelt, mit dem ältesten Sohn, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach (* 1907, ✝ 1967), als Alleininhaber und Leiter. Nachdem der Konzern schon seit den 1850er-Jahren auf dem Rüstungssektor tätig war, erhielt vor und während der beiden Weltkriege die Rüstungsproduktion Vorrang.
 
Im April 1945 wurde A. Krupp von Bohlen und Halbach von den Alliierten verhaftet und im Krupp-Prozess (Kriegsverbrecherprozesse) am 31. 7. 1948 von einem amerikanischen Militärtribunal wegen »Plünderung« von Wirtschaftsgütern im besetzten Ausland und »Sklavenarbeit« (Zwangsarbeit) zu 12 Jahren Haft und Einziehung seines gesamten Vermögens verurteilt. Das Urteil wurde am 31. 1. 1951 vom damaligen Hohen Kommissar für Deutschland, J. McCloy, revidiert. Daraufhin wurde A. Krupp von Bohlen und Halbach aus der Haft entlassen und die Vermögensbeschlagnahme aufgehoben. Nach der Verpflichtung, die zur Firma Fried. Krupp gehörenden Montanbeteiligungen abzutrennen, übernahm er 1953 wieder die Unternehmensleitung, von B. Beitz unterstützt. In seinem Testament verfügte A. Krupp von Bohlen und Halbach die Errichtung einer gemeinnützigen Stiftung (Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung), auf die sein privates und das Konzernvermögen übertragen wurden. 1969 wurde die Fried. Krupp GmbH gegründet. 1974 erwarb der Staat Iran eine Beteiligung in Höhe von 25,04 % am Stammkapital der Fried. Krupp Hüttenwerke AG und 1976 25,01 % der Geschäftsanteile der Fried. Krupp GmbH. In den Folgejahren wurden die Aktivitäten des Krupp-Konzerns im Zuge einer strategischen Neuausrichtung in die Unternehmensbereiche Maschinenbau, Anlagenbau, Stahl und Handel gegliedert; der Rückzug aus dem wehrtechnischen Bereich wurde 1991 mit der Veräußerung der Krupp Atlas Elektronik GmbH abgeschlossen. Im Dezember 1991 wurde die Hoesch AG - nach Übernahme der Aktienmehrheit - mit wirtschaftlicher Wirkung zum 1. 1. 1992 auf die Fried. Krupp GmbH (seit März 1992 AG) verschmolzen, seitdem firmierte der Konzern unter Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp. 1999 wurde die Fusion mit der Thyssen AG zur Thyssen Krupp AG rückwirkend zum 1. 10. 1998 vollzogen.
 
 
K. 1812-1912. Zum 100jährigen Bestehen der Firma K. u. der Gußstahlfabrik zu Essen-Ruhr (1912);
 
K. u. die Hohenzollern in Dokumenten, hg. v. W. A. Boelcke (1970);
 W. R. Manchester: K. Chronik einer Familie (a. d. Engl., Neuausg. 1978);
 H.-D. Haeuber: K. im Dienste der Elektro- u. Diesellokomotive (1983);
 B. Engelmann: K. Die Gesch. eines Hauses. Legende u. Wirklichkeit (Neuausg. 41986);
 D. M. Friz: Die Stahlgiganten. Alfried Krupp u. Berthold Beitz (Neuausg. 1990);
 E. Schröder: K. Gesch. einer Unternehmerfamilie (41991).

Universal-Lexikon. 2012.

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